Samstag, 26. Januar 2008

Zurück nach Patagonien

Die Woche in Valeria del Mar verging wie im Fluge. Neben Schwimmen, am Strand liegen, Sudokus lösen, Bücher lesen und dem fruchtig-frischen Trinkgenuss von licuados (Milch- oder Fruchtshakes), ritten wir am Meer der Abendsonne entgegen. Marc musste uns jedoch dabei von hinten zusehen, denn sein Gaul ... war faul. Bei Antritt der Rückfahrt standen uns ungefähr 1700 km bevor. Um nicht die ganze Strecke vor Augen haben zu müssen, erlaubten wir uns kleine Zwischenstopps z. B. im Strandort Balneario Orense, ein Ort, den wohl noch nie ein Tourist zuvor betreten hat, so überrascht war man bei unserer Ankunft auf dem Campingplatz "Médano 40" (genannt nach der gleichnamigen, überdurchschnittlich hohen Düne), dass wir als extranjeros (Ausländer) den Weg dorthin gefunden haben. Am nächsten Tag wollten wir dann einen Abstecher in die einzige und damit auch höchste Erhebung der Provinz Buenos Aires machen. Doch der Zugang zur Sierra de la Ventana war bis auf Weiteres wegen Waldbrand gesperrt. Von daher war uns der Anblick des Cerro Ventana und des Cerro Tres Picos nicht vergönnt. Enttäuscht und etwas müde entschieden wir uns nun doch, möglichst schnell wieder heim nach Bariloche zu fahren. So fuhren wir stundenlang durch die Weite der Pampa und Patagoniens, vorbei an Feldern und Wiesen zurück ins Andenvorland. Ein paar freie Tage vor Schulbeginn werden uns erlauben, einige Reisen ins Umland von Bariloche und seine wunderschöne Natur zu unternehmen. Wir werden berichten.

Sonntag, 20. Januar 2008

Sonne, Sand und Meer

Die folgende Woche haben wir uns bei rund 30 bis 35 Grad von den 40 Grad Hitze in Buenos Aires erholt! Der Campingplatz und der Strand und das Meer am Rande von Villa Gesell waren ja wunderschön ..., aber der Ort, eine einzige Katastrophe! Renesse an Pfingsten, nur zehnfach schlimmer! Das Arenal Argentiniens! Party bis in die Morgenstunden, statt Sex, Drugs and Rock `n` Roll gabs auch schon mal Drogen, Mord und Totschlag. Okay, ob es wirklich fünf tote Jugendliche nach einer morgendlichen Disko-Schlägerei gab, wie wir es aus der Gerüchteküche gehört haben, ließ sich bisher nicht bestätigen, aber ein paar Dealer, die in Diskos "éxtasis, LSD, cocaína y marihuana" vertickt haben, gabs wirklich (siehe Clarín online).

Nach ein paar Tagen im Zelt sind wir dann rund 20 km weiter nach Valeria del Mar umgezogen. Der Ort hatte uns ja Ostern schon gefallen, fast schon idyllisch - die Hostería Martins ist auch viel gemütlicher als das Zelt - und hat ebenfalls einen tollen, breiten Strand, wo man auf dem Weg zum Wasser nicht über Handtücher und Sonnenschirme springen muss.

Nach fast zwei Wochen Sonne, Sand und Meer machen wir uns dann auf den Heimweg. Zwischendurch wollen wir noch einen Stopp in der Sierra de la Ventana machen (hier gibts schon mal ein paar Fotos), einem netten, kleinen Gebirge mitten in der Pampa nahe Bahía Blanca.

Montag, 14. Januar 2008

...da haben wir doch etwas Wichtiges vergessen

Inzwischen sind wir weiter gereist. Ein kurzer Stopp in "La Plata", der Hauptstadt der Provinz Buenos Aires, erlaubt uns den Anblick der Kathedrale "Inmaculada Concepción". Für eine argentininsche Kirche sieht sie etwas ungewöhnlich aus, fast denkt man irgendwo in Europa zu stehen. Nach Vorbildern aus Deutschland (Kölner Dom) und Frankreich (Notre Dame, Notre Dame d'Amiens) wurde sie 1885 erbaut und gilt als eine der größten Kirchen Südamerikas. Mit ihren 111 m hohen Kirchtürmen erlangt sie jedoch nur Platz 40 in der Weltrangliste der höchsten Kirchen. (Preisfrage: Welche Kirchtürme belegen die ersten drei Plätze?)

Am nächsten Tag beglückt der in diesem Jahr erste Anblick des Meeres unser beider Gemüt. Das für uns reservierte Zimmer in einer Hostería in Valeria del Mar können wir erst in fünf Tagen beziehen. Das stört uns jedoch nicht im Geringsten, in der Gewissheit, in Besitz eines Zeltes zu sein. Der Kofferraum unseres Autos ist beinahe so geräumig wie ein Haus, sodass wir uns schnell daran machen die Räume sinnvoll aufzuteilen.

So treffen wir gegen 22.00 am Campingplatz unserer Wahl, "Monte Bubi", in der Nähe von Villa Gesell ein und freuen uns auf unser zu Hause für die nächsten fünf Tage. Um so entsetzter sind wir beim Anblick des Inhalts der Zelttasche: Heringe en masse, alle 3 Zeltstangen und ein wunderbar großes Außenzelt... Nada más! Es fehlt das Innenzelt, das wahrscheinlich noch in Deutschland liegt. Ohne das ist der Rest nutzlos. Auf die Frage, wie lange der Supermarkt geöffnet sei und ob man dort auch Zelte bekommen könne, reagiert das Personal etwas irritiert. Schnell ist jedoch unsere Not erklärt und hilfsbereit, wie man unter Campern ist, bekommen wir als Provisorium für die kommende Nacht ein superkleines Zelt, wahrscheinlich kleiner als der Grundriss eines französischen Bettes. Damit Sturm und Regen nicht noch ihr Übriges tun können, um uns um diese Nacht zu bringen, spannen wir dass "deutsche" Außenzelt als Schutz darüber... Gerade im Moment voller Aktivität kommt unser "Nachbar" vorbei und fragt: "¿Ya saben cómo?", frei übersetzt: "Ihr wisst schon, wie man ein Zelt aufbaut, oder?" Zu Recht. Denn das Ding, in dem wir schlafen werden, gleicht weniger einem Zelt, als eher einer Schildkröte, der man einen viel zu großen Panzer aufgesetzt hat. Nach der Erläuterung der Lage scheint das Eis zu unseren Nachbarn gebrochen. Man bietet uns an, im Falle eines Wetterumschwungs Unterschlupf in ihrem Vorzelt zu finden, und so beginnt ein schier endloser Monolog über das Camperdasein in Argentinien mit einigen längeren Abstechern in die Politik des Landes, das Wetter und die Geografie. Während der Ansprache wächst in mir die Verzweiflung so sehr, dass ich fast heulen möchte, so groß ist die Hoffungslosigkeit, je wieder aus den Händen dieses von Sprechdurchfall geplagten Mannes zu kommen. Dennoch gelingt uns das scheinbar Unmögliche zu später Stunde, sodass wir endlich und vollkommen erschlagen in unseren Kokon schlüpfen, um uns am nächsten Morgen einigermaßen erholt ein neues Zuhause zu kaufen. Siehe da!

Montag, 7. Januar 2008

...und es geht weiter!

Nach einer Woche Buenos Aires sind wir einem Hostería-Tipp der hiesigen Tageszeitung Clarín gefolgt und nach Tigre gefahren. Tigre ist eine kleine Stadt im Nordwesten der Hauptstadt und gilt als Startpunkt für den Besuch des Labyrinths unzähliger Flussarme, die sich im Delta des Río Paraná an seiner Mündung in den breiten Río de la Plata gebildet haben (Nur zur Info: Der Río de la Plata ist an seiner schmalsten Stelle etwa 50 km breit und bildet den Zusammenfluss des Río Paraná und des Río Uruguay. Durch beständigen, starken Wind vom Meer her wurde am Wochenende das Wasser den Fluss wieder "hochgedrückt" und stieg im ganzen Delta binnen Stunden um über zwei Meter!). Von hier gehen wir an Bord und werden mit einem Luxusliner (Foto) auf eine der Inseln gebracht. Die Fahrt gleicht einer Fahrt in die Vergangenheit. Wie auf den Spuren von Tom Sawyer entdecken wir hier die bunte Vielfalt einer Flusslandschaft. Die verwirrende Welt von Kanälen, Wasserstraßen und Inseln ist beeindruckend, der Kontrast zur Großtadt kann gewaltiger nicht sein. Die Landschaft lässt das Gedränge, den Lärm und die Hektik von Buenos Aires mit einem Mal vergessen und subtropische Flora, üppig gefüllte Flussbetten und das beständige Plätschern des Wassers verwöhnen die Sinne. Je weiter weg von Tigre, desto stiller wird es. Hier und da sieht man tote Schiffe ihrem Schicksal selbst überlassen, andere fast tote Schiffe fahren noch schwere Last und erinnern auf seltame Art und Weise an die Schaufelraddampfer des Mississippi. An den Ufern zeigt sich eine bunte Mischung architektonischen Könnens verschiedenster Epochen, allen Häusern gemein: sie sind nur über den Wasserweg zu erreichen, Stege und Stiegen hinauf zum Ufer zieren jedes bewohnte Grundstück. Hier bleiben wir drei Tage und zuweilen trauen wir uns auch in das braune Wasser des Flusses, der, zumindest in den drei breiten Haupkanälen, von kleineren und größeren, alten und noch viel älteren Schiffen befahren wird, da diese einen wichtigen Verkehrsweg ins Landesinnere darstellen. Braun ist der Fluss jedoch nicht deswegen, vielmehr schwemmt der Fluss auf seinen langem Weg zum Atlantik Eisen und 'ne Menge Schlamm aus dem Erdreich an. Den Argentinier scheint das wenig zu irritieren, denn bei einem Streifzug durch einige Flussarme sieht man mehr Menschen zu Wasser als zu Lande.

Wer sich einmal selbst ein Bild machen will, kann dies durch den kürzlich in den Kinos gezeigten Film La León tun. Eine ausführliche Beschreibung des Films gibt es hier.

Freitag, 4. Januar 2008

Back in Buenos Aires

Wir ihr ja schon lesen konntet, sind wir wieder wohlbehalten wenn auch total gerädert in Buenos Aires angekommen. Die Lufthansa hat uns für die einzigen beiden Trunkenbolde im ganzen Flieger, die ausgerechnet 13 Stunden lang neben und teilweise auf uns saßen, mit einer Flasche Champus entschädigt, die wir Silvester auf der Dachterrasse unseres Apartements geköpft haben. Der Anflug auf Buenos Aires ist jedes mal der reinste Wahnsinn (ich durfte ja schon letztes Jahr drei Mal mehr zu Fortbildungen auf die Stadt anfliegen), und jedes mal ist es irre, wie riesig diese Stadt ist, sie hat keinen Anfang und kein Ende, ein endloses Häusermeer, im Norden nur durch den Río de la Plata begrenzt, in alle anderen Richtungen kann man das Ende wegen der Erdkrümmung (oder des Dunstes?) nicht einsehen. Frankfurts Hochhäuser stehen hier an einer von tausenden Straßenkreuzungen und die Bevölkerung Winnekendonks (rund 4.000 Seelen) könnte rechnerisch in zwei Blocks untergebracht werden... einfach kolossal!

Eigentlich wollte ich von einer unserer zahlereichen Taxifahrten erzählen, die wir uns glücklicherweise bedenkenlos leisten können, jedenfalls was den Fahrpreis angeht, was die Sicherheit betrifft, sollte man lieber nicht an die ganzen Geschichten von ausgeraubten Touristen denken, wenn man grad mal ein Taxi nehmen möchte. Man sollte jedenfalls immer ein sogenanntes "Radio-Taxi" oder ein "Remise" (Mietwagen) nehmen, denn von den geschätzten 70.000 schwarz-gelben Taxen sind nach Meinung unseres Taxifahrers rund 20.000 bis 30.000 nicht registriert, gleichwohl sie täuschend echt aussehen. Na jedenfalls sind wir von Villa Ballester in rund 20 Minuten bis Belgrano gefahren worden, und es müssten ungefähr sechs bis sieben Kilometer gewesen sein, auf denen unserer Fahrer locker 20 rote Ampeln überfahren hat! Zwanzig von ungefähr zwanzig! Endlich habe ich eine der Verkehrsregeln von Buenos Aires entschlüsselt: Taxen haben per se Vorfahrt! Die Regel "rechts vor links" soll in Argentinien angeblich auch gelten, hat der Fahrer aber nur einmal beachtet, es war wohl eher Zufall.

Und mehr gibt es auch nicht zu berichten, denn mehr haben wir eigentlich nicht unternommen. Tagsüber haben wir uns in unserer gekühlten Höhle verkrochen und nachts waren wir zu erschöpft von der Hitze, um etwas zu unternehmen. Bei 39 Grad Celsius haben denn auch die Pilates-Jünger im Park eine Pause gemacht, und Tàijíquán, bekannt als Tai Chi Chuan, wird sicher auch erst wieder unter 30º open air statt finden. In den letzten Tagen wars hier eigentlich immer rund 35º, nur nachts gings mal bis auf 25º runter. Gestern Nacht war ein Gewitter, viel Regen fiel und die Temperaturen fielen auf 22º, da wars tatsächlich zu kalt ohne T-Shirt!

Dienstag, 1. Januar 2008

Nach Argentinien nur noch drei Stunden

Allen unseren Lesern ein glückliches und gesundes neues Jahr!

Hier unsere aktuellen Meldungen: Wenn man uns telefonisch erreichen möchte, dann beträgt der aktuelle Zeitunterschied seit dem 30. Dezember 2007 ab 00.00 Uhr nur noch drei (!) Stunden. Wir konnten es auch kaum glauben, aber die argentinischen Nachrichtensender bestätigten uns dieses Gerücht am nächsten Abend. Vorher hatten wir uns mit Freunden über E-Mail um 21 Uhr in einem Restaurant verabredet. Sie kamen erst um 21.30 Uhr, weil sie nicht wussten, welche Uhrzeit wir meinten: die alte oder die neue... Da wählten sie den Mittelweg.
Die Zeitumstellung so
kurz vor Jahresende stellt nur eine Maßnahme eines Energiesparprogramms der neuen Regierung Kirchner dar, das erst eine Woche zuvor bekannt gegeben wurde. Ein weiterer Schritt zur Energieersparnis ist eine groß angelegte, für ärmere Haushalte kostenlose Glühbirnen-Tausch-Aktion im Land (den Staat kostet es wohlgemerkt 264 Mio. Peso). Zwei Energiesparlampen sollen in Kürze in den Haushalten brennen, eine in der Küche und eine im Wohnraum, die städtischen Beamten wollen in Buenos Aires alle Haushalte abklappern!! Staatliche Büros und öffentliche Ämter sollen zukünftig um 18 Uhr geschlossen werden, die Angstellten sind aufgefordert, ihre PCs und alle Lichter auszuschalten! Bald werden alle Straßenampeln mit Energiesparlampen bestückt sein, so sieht es das Programm vor. Nähere Informationen dazu gibts im Artikel "Ein Sparprogramm für elektrischen Strom" des argentinischen Tagesblatts in der Ausgabe vom 29.12.2007. Ob das ganze Vorhaben aufgeht, bleibt spannend. Wenn alles klappt, rechnet man mit einer Stromersparnis von 13 %, vorausgesetzt jeder weiß, was er zu tun hat. Bei der ersten Maßnahme zum Ende des vergangenen Jahres gab es schon einige Verwirrungen, ausgelöst durch die Unwissenheit (oder Uninformiertheit) der Bevölkerung, sodass das Fernsehen live und aktuell berichtete, sowie die verärgerten Bürger an den Bahngleisen und Bushaltestellen sprechen ließ.

Herzliche Grüße aus Buenos Aires!

P.S.: Die Zeitumstellung zum Zwecke der Stromersparnis dauert bis zum 31.03.2008 - Nicht vergessen!