Mittwoch, 26. September 2007

Trauriger Nachtrag

An ebenjenem Samstag, an dem wir zuletzt Ski fahren waren, kamen am Cerro Catedral und am Cerro López ein französischer Ski-Tourist (20) und ein barilochenser Snowboarder (24) durch Lawinen ums Leben. Der französische Skifahrer fuhr weit abseits der Pisten in einem entlegenen Gebiet und hat die Lawine wohl ebenso selbst ausgelöst wie der Barilochenser, der zusammen mit einem Freund, der gerettet werden konnte, gerade eine naturbelassene Flanke des Cerro López erklomm.
>> Bericht La Nación
>> Bericht Río Negro
>> Bericht Clarín

Sonntag, 23. September 2007

Frühlingsgefühle und andere traurige Nachrichten

Pünktlich zum Frühlingsanfang am 21. September (!) hats in der Nacht zum Samstag tatsächlich noch mal geschneit. Dicke Flocken tünchten unseren Garten in zartes Weiß, auch wenn nun fast alles schon wieder geschmolzen ist. Dem Cerro Catedral brachten die Flocken aber 15 Zentimeter Neuschnee (Tipo de Nieve: Polvo) auf die immer noch knapp zwei Meter dicken Pisten, und so haben wir unseren Skiern gestern zum wiederholten letzten Male freien Lauf gelassen und die frostige Frühlingssonne (-4 C) bei herrlicher Aussicht auf dem Gipfel genossen.

(Ich mein, wir wussten ja nicht zuletzt dank Google Earth, dass hier ein paar Berge sind, aber dass wir ausgerechnet in den härtesten Winter seit 1985 kommen, hätte vorher ja mal jemand sagen können. Man sagt hier, dass alle elf Jahre so ein schneereicher Winter ansteht, und dass wir den letzten von 1996 schon übertroffen haben... Jahrelang eine schöne weiße Weihnacht an unserm flachen Niederrhein vermissend, kann ich den Schnee bald wirklich nimmer sehen.)

Trauriger Nachtrag: An ebenjenem Samstag kamen am Cerro Catedral und am Cerro López ein französischer Tourist (20) und ein barilochenser Snowboarder (24) durch Lawinen ums Leben. Der französische Skifahrer fuhr weit abseits der Pisten und hat die Lawine wohl ebenso selbst ausgelöst wie der Barilochenser, der zusammen mit einem geretteten Freund gerade eine naturbelassene Flanke des López erklomm.
>> Bericht La Nación
>> Bericht Río Negro
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Samstag, 15. September 2007

Día de la tía und andere Tage in Argentinien!

In diesem Land gibt es immer etwas zu feiern.

Wie bei uns gibt es hier neben den rund zwölf staatlichen Feiertagen zunächst einmal den Muttertag und den Vatertag. Aber das schien den Argentiniern offenbar zu wenig und so erfand man kurzerhand neue, wichtige Feiertage im Jahr!

Wenn man sich das Potpourri der angesagten (kommerziellen) Feiertage einmal vor Augen führt, kann man voller Begeisterung ebensolche machen, denn so ein jeder wird sich sicherlich nicht nur einmal im Jahr wie der König fühlen, weil er aufgrund irgendeines Umstandes gefeiert wird.

So empfing ich zum Beispiel am achten März Glückwünsche zum „Día de la mujer“.

Am 20. Juli wollten Marc und ich spontan essen gehen. Doch dies war unmöglich, weil „Día del amigo“ war und alle Restaurants überfüllt waren mit Freunden.

Letzte Woche am 14. September erheiterte uns der „Día del maestro“ (Tag des Lehrers) das Gemüt. Zur Feier des Tages darf ein jeder Lehrer (und zwangsläufig auch seine Schüler) der Schule fernbleiben. Um diesen Tag ausgiebig zu feiern, gab es am Abend für die Lehrer im Casino der Stadt ein Dinner mit Show und Tombola. Nach einem fleischigem Essen und der Verlosung schrie der Entertainer pünktlich um 00.00 Uhr seine Glückwünsche in sein Mikrofon, dass auch jeder hören konnte: „Feliz Día del mestro“. Es wurde angestoßen und gratuliert. Wir kamen uns dabei etwas komisch vor, denn das ganze ähnelte einer Neujahrsfeier. Der Abend klang aus mit Musik und Tanz, wobei es wirklich schwierig war, seinen Platz auf der Tanzfläche zu behaupten. Da tanzte Chemie mit Deutsch, Sport mit Spanisch und auch Mathe und Geograpie bewegten sich im Takt.

Aber dem noch nicht genug, denn was wäre ein Feiertag ohne Geschenke? So kam es, dass am darauf folgenden Tag immer wieder Schüler ins Lehrerzimmer kamen, um ihre Gaben ihrem Meister zu überreichen. Auf diese Weise kam Marc in den Besitz eines neuen T-Shirts und einiger leckerer Pralinen (Fotos). Und auch ich durfte mich über eine schöne Duftkerze der Klasse 4b erfreuen.

Wenn ich mir noch einmal die Liste dieser Feiertage anschaue, dann weiß ich, auf welche nächsten Feiertage ich mich in Zukunft freuen kann:

  • Dìa del matrimonio (4. Sonntag im April) > Tag der Ehe
  • Día de la salud (7. April) > Tag der Gesundheit (für mich als Hypochonder ganz wichtig)
  • Día del nieto (12.Mai) > Tag des Kindes (sind wir nicht alle Kinder?)
  • Día de la tía (1. Sonntag im Oktober) > Tag der Tante
  • Día del estudiante (21. September) > Tag des Schülers (da haben auch die Lehrer frei)
  • Día del kinesiólogo (13. April) > Tag des Physiotherapeuten (bin ich ja so halb)

Und abschließend meine persönliche Hitliste der beliebtesten Festtage in Argentinien:

1. Día del taxista (6. Mai) > Tag des Taxifahrers
2. Día del peluquero (25. August) > Tag des Frisörs
3. Día del psicólogo (17. September) > Tag des Psychologen
4. Día del odontólogo (3. Oktober) > Tag des Zahnarztes
5. Día de la suegra (26. Oktober) > Tag der Schwiegermutter

Allen einen herzlichen Glückwunsch!

La Bundesliga en vivo

Samstag, 10.30 Uhr, irgendwo in Patagonien auf ESPN: Bayern - Schalke! Live und in Farbe! Ich sitze gerade vor dem Fernseher und verfolge hier im tiefsten Argentinien das Topspiel des heutigen Spieltags en vivo, entrada libre y gratuita. "Die Bundesliga ist wieder zu Hause!" Das muss man sich - ¡GOOOOOOOOOL! 1:0 für Schalke, ¡adelante Schalke! - mal vorstellen: da zahlen sich die lieben Deutschen an GEZ- und Kabelgebühren blank oder müssen einen DVBT-Tuner respektive Sat-Schüssel kaufen, dazu arena oder PREMIERE abonnieren und dürfen dann im Falle von arena auch noch bis kurz vor Saisonbeginn bangen, ob sie ihren Bezahl-Fußball bei arena überhaupt sehen können ... und hier gibts das Topspiel gratis. Mist, grad schießt Bayern das 1:1! Es gibt keinen Fußballgott. Ich glaub, ich kann auf La Bundesliga verzichten.

Nachtrag 20/09/07: Sogar die UEFA Champions League und der UEFA Cup wird hier in voller Länge übertragen, so konnte ich Bremens couragierten aber unbelohnten Auftritt in Madrid (2-1) am Dienstag parallel mit Milan - Benfica (2-1) sehen, am Mittwoch kam Porto - Liverpool (1-1) und am Donnerstag Bayern - Belenenses (1-0).

Montag, 3. September 2007

Dat soll ich doch wohl nich glauben

Die Stadt war schon seit Tagen schneefrei, hier und da mühte sich vom Schnee ersticktes braun-grünes Gras, den Anschein von Frühling zu erwecken und nur in unserem Garten wehrte sich noch eine kleine Insel Schnee gegen die Schmelze. Temperaturen von bis zu 11º Celsius, was hier schon Frühlingsgefühle freisetzt, hatten dem Schnee in der letzten Woche den Garaus gemacht. Und dann sitzen wir gestern Abend im Wohnzimmer über ein paar Projektarbeiten zu brüten - die jährliche Ausstellung der Deutschabteilung zum 3. Oktober steht bevor - und quatschen mit einer Kollegin die Zeit tot. Nach einiger Zeit sehe ich so nebenbei mal wieder in den Garten hinaus, den die mittlerweile hereingebrochene Dämmerung in Dunkelheit hüllen sollte - so hatte ich es jedenfalls erwartet -, aber irgendwie war es da draußen viel heller als es hätte sein müssen. "Nää ´ne!" entfuhr es mir spontan und Birgit bekam fast´n Schrecken, folgte meinem Blick und vermutete wohl etwas Ungeheuerliches da draußen, "dat soll ich doch wohl nich glauben, et is schon wieder am schneien!" Die Verwunderung stand uns ins Gesicht geschrieben, war doch die Kollegin erst eine Stunde zuvor durch diesen braun-grünen Garten, den ein Törchen mit dem Nachbargrundstück verbindet, gekommen, sozusagen hintenrum wie man bei uns am Niederrhein so sacht. In kürzester Zeit hatte sich der Garten und alles andere mit einem weißen Tuch bedeckt. Und bis heute morgen sollten dann noch ein paar Zentimeter dazu kommen. Aus ein paar Zentimetern sind inzwischen 10 cm in der Stadt, 15 cm im Garten (siehe Foto, von heute morgen) und 40 cm auf dem Cerro Catedral geworden. Aktuelle Meldung: En la cumbre (Gipfel) Schneefall, eingeschränkte Sicht, -2,4º C, gefühlt -18º C, Wind 30-60 km/h, in Böen 90-120 km/h (um 17:00 bis 180 km/h!), Schneehöhe 210 cm, Tendenz steigend... Da werden wir wohl die Tage noch mal die Skier schnallen, denn irgendwas Positives muss man diesem blöde Schnee ja abgewinnen.